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"Auffällige" Kinder

Kinder haben noch nicht gelernt, sich zu verstellen. Sie halten nichts hinterm Berg und haben somit die Eigenschaft, uns permanent ein Spiegel zu sein und uns aufzuzeigen, wo etwas nicht stimmt und hingeschaut werden sollte.

Mir ist wichtig klar zustellen, dass es immer einen Grund gibt, warum ein Kind sich auffällig, aggressiv oder emotional unausgeglichen verhält. Ich kann durchaus nachvollziehen, dass ein solches Verhalten eine riesen Herausforderung ist, die Eltern an ihre Grenzen bringt und das gesamte Familienleben auf den Kopf stellen und negativ beeinflussen kann.

Ich rede nicht davon, dass ein Kind mal bockig oder nervig ist. Jedes Kind hat mal einen schlechten Tag, und das übrigens meistens viel seltener als wir Erwachsenen. Ich rede davon dass ein Kind aggressiv, rebellisch und völlig unverhältnismässig reagiert, und dies zu jeder Tages- und Nachtzeit. Eine Belastung die sich meist über Monate ständig zu verschlimmern scheint und für die ganze Familie zur Zerreissprobe wird. Ich verstehe, dass das die Eltern, überfordert und man irgendwann mit den Nerven am Ende ist.

Und vielleicht fragt man sich irgendwann einmal, warum man so etwas denn verdient haben soll. Wenn man an dieser Stelle aber die Bereitschaft aufbringt, genau hinzusehen was unsichtbar am wirken ist und nicht einfach in Schuldzuweisungen zu verfallen, dann sind die Voraussetzungen geschaffen, um wieder ein Gleichgewicht in den Familienalltag zu bringen. Anstatt sich zu fragen, womit man „so etwas“ verdient hat, sollte man sich die Frage stellen, was einem die Situation denn zeigen will.

 

Natürlich ist jede Familie und ihre Geschichte einzigartig und man sollte immer individuell anschauen, was in deren System nicht in Ordnung ist. Ich möchte an dieser Stelle aber drei mögliche Ursachen für verhaltensauffällige Kinder darstellen, die mir in meiner Praxis in letzter Zeit sehr häufig begegnen.

 

Ein kurzer Ausflug in die systemischen Grundlagen: Ein System oder in diesem Falle eine Familie ist in Harmonie, wenn jeder seinen Platz innerhalb der Familie hat. Aus systemischer Sicht gibt es sowas wie eine Rangordnung innerhalb der Familie. Was im ersten Moment vielleicht etwas militärisch klingt, stellt sich mit der Zeit aber einfach als natürliche Gesetzmässigkeit dar. Der Vater ist das „Oberhaupt“ der Familie. Der Mann vertritt in der Familie das männliche, das gebende und das starke. Seine Frau, zu seiner linken Seite steht für das nehmende, das weiche und das emotionale. Sie beide bilden eine Partnerschaft und ohne sie, gäbe es auch die Kinder nicht. Erst dann kommen, systemisch gesehen, die Kinder und zwar in der Reihenfolge, in der sie geboren wurden. Das heisst, dass das erste Kind links von der Mutter steht, das zweite an zweiter Stelle, und so weiter….

 

So, legen wir los…

1.       Möglichkeit: Unausgesprochene Probleme in der Paarbeziehung.

Ist die Beziehung der Eltern schwierig oder steht gar vor dem Aus, so werden dies das Kind / die Kinder in irgendeiner Art und Weise spiegeln. Dabei spielt es keine Rolle ob man zum streiten in den Keller geht, die Diskussionen am Küchentisch austrägt oder gar die Probleme versucht tot zu schweigen. Kinder spüren so wieso auf emotionaler Ebene, dass etwas nicht stimmt und werden dies auch auf ihre Art und Weise zum Ausdruck bringen, resp. in der Familie spiegeln.

 

2.       Möglichkeit: Der Mann nimmt seinen Platz nicht ein.

Wie oben schon erwähnt, steht der Vater in der Familie für das männliche und das gebende, sozusagen das Oberhaupt der Familie. Nimmt der Mann seinen Platz nicht ein, zum Beispiel dadurch das er physisch und / oder emotional häufig abwesend ist, so wird der Platz des Oberhaupts „frei“. Eines der Kinder, meist der erstgeborene Junge, wird dann unterbewusst diesen Platz einnehmen und wird sich fortan grösser machen müssen, als er tatsächlich ist. Dies wird sich darin äussern, dass dieses Kind plötzlich überheblich reagiert, herum kommandiert und sich tatsächlich wie „der Herr im Hause“ aufspielen wird.

 

3.       Möglichkeit: Falsche Rangordnung bei den Kindern.

Wie schon erwähnt gibt es auch bei den Kindern eine „Reihenfolge“ die eingehalten werden sollte. Eine Disharmonie in der Rangordnung wird sich dadurch zeigen, dass eines der jüngeren Kinder sich „grösser“ macht, mehr Raum einnimmt in der Familie als alle anderen. Dies macht es häufig durch aggressives Verhalten, durch schreien oder das Kind hat Unfälle und Krankheiten damit es die gewünschte Aufmerksamkeit erhält. Gleichzeitig wird man dann ein älteres Geschwister in der Familie haben, das sich kleiner macht, zurückzieht und emotional kaum spürbar ist.

 

Das Kind das sich gross aufspielt und durch Lautstärke und Rebellion auffällt, versucht eigentlich nur unterbewusst das System im Gleichgewicht zu halten, dadurch dass es versucht den Platz des Vaters einzunehmen.

Ein Kind das hypersensibel und äusserst emotional auf alles reagiert, spiegelt vielleicht nur wieder, dass es in der Beziehung der Eltern mehr Emotionen und Achtsamkeit bedürfte.

 


Die beschriebenen Situationen sollen in keiner Art und Weise eine Schuldzuweisung sein, denn jeder versucht immer innerhalb der Familie für eine Ordnung zu sorgen. Und aus meiner Erfahrung kann ich Dir versichern, dass es in solchen Situationen keinem, wirklich keinem, innerhalb der Familie wirklich wohl ist. Es geht also nicht darum, dass einer in der Familie die Schuld für irgendetwas trägt. Es geht darum, anzunehmen was das Verhalten aller beteiligten einem spiegeln und aufzeigen möchte.

Hat jeder innerhalb des Systems die Bereitschaft hinzuschauen und für eine „Lösung“ seinen Teil beizutragen, so kann jede Familie wieder Ordnung in ihren Alltag bringen…

 

Um es noch einmal klar zu sagen: Dieser Beitrag soll keine Anleitung zur Lösung aller Familienprobleme sein! Jede Familie und ihre Geschichte ist einzigartig und somit auch die Lösung individuell. Was ich  Dir mit diesem Beitrag mitgeben möchte: Auch wenn es noch so festgefahren und aussichtslos aussieht, habe den Mut Dich auf einen neuen Blickwinkel einzulassen und es können wunderbare Dinge geschehen….

 

Hast Du Fragen zu den systemischen Ordnungen? Zu Deiner ganz persönlichen Situation? Dann melde Dich einfach unverbindlich bei mir an info@energieimzentrum.ch

 

Feedback von Anja zu ihrer Familienaufstellung:

 

„Liebe Nicole, seit wir das Problem aufgestellt haben, hat sich mein Verständnis für mein Kind völlig verändert. Und da ich meinen Anteil an dem Problem endlich sehen konnte, hat sich auch meine Haltung verändert. Bereits zwei Tage nach der Aufstellung konnte ich zum ersten Mal seit langer Zeit, mit meinem Sohn ein „normales“ Gespräch führen und wir kommen uns langsam wieder näher…“

 

Feedback von Sonja zu ihrer Familienaufstellung:

 

 

"Einfach nur beeindruckend! Ich bin überwältigt von der Wirksamkeit dieser Aufstellung! Seither ist alles ruhiger und ausgeglichener innerhalb der Familie. Sogar der gemeinsame Familienausflug, vor kurzem noch undenkbar, verlief ruhig und harmonisch! Tausend Dank für Deine Hilfe!"

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